Im Januar tagte der Wettbewerbsausschuss der Kooperation Mühlhausen/Vogtei.
Dazu gehören:
LPG "Thomas Müntzer" Mühlhausen
LPG "IX. Parteitag""
LPG "IX Parteitag" Ammern
- Die Kooperation will den Wasserleitungsbau mit einer Summe von 1,5 Mio. Mark unterstützen.
- Bereitstellung der Klärgrube Niederdorla. Wert 500000 Mark
- Bau eines Kindergartens in Ammern im Wert von 500000 Mark
- Ausbau des 2. Polytechn. Zentrums in Oberdorla, Wert 400000 Mark
- 400 Kulturschaffende werden finanziell unterstützt: Trachtengruppe, Jagdhornbläser Langula,
Jugendblasorchester Kammerforst, Dorfensemble Langula, daneben die Sportvereinigungen.
Qualitätserzeugnisse der LPG "Thomas Müntzer" (Erzeugnisse mit sehr hoher Gebrauchs- oder Genusseigenschaften, die in Delikatläden verkauft werden.
Im Frühjahr gab es an den Obstbäumen, durch den Unterschied zwischen Nacht und Tagestemperaturen Frostrisse.
Über den "Hunger" in Oberdorla:
Der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Argentinien weilte zu einem Besuch in der DDR. Sein Hauptbesuch galt wohl dem Bezirk Erfurt. So war er auch Gast der LPG "Thomas Münzer". Der Genosse Athos Fava, seine Frau und seine Begleiter besuchten die Konservenfabrik "Blaues Wunder" und andere Produktionsstätten. Am Abend war am Grenzhaus - Kurhaus ein gemütliches Beisammensein. Die Kulturgruppen hatten für Unterhaltung gesorgt, die Aufführung der Oberdorlaer Trachtengruppe wurde mit Beifall aufgenommen. Dabei war Herrn Fava unser Bäckermeister Walter Karmrodt aufgefallen. Er suchte ein Gespräch mit ihm. Er wollte Auskünfte über Verdienst, Lebensweise und Dinge des täglichen Lebens. Am Vormittag des Tages war gerade die Vorstellung über die besondere Unterstützung für Ehen mit drei und mehr Kindern bekannt geworden. Athos Fava erkundigte sich nach den Lebensbedingungen von kinderreichen Familien. Walter Karmrodt holte ein Mädchen aus einer Oberdorlaer Familie mit 8 Kindern zum Generalsekretär. Dieser fragte das Mädchen unter anderen, ob es schon Hunger gehabt hätte. "Oh ja", sagte die Kleine, "Jeden Tag". Alle Beteiligten mussten kräftig lachen als sich das Missverständnis herausstellte, das Mädchen hatte den Hunger zwischen zwei Mahlzeiten verstanden. Der Generalsekretär meinte aber den bitteren Hunger, wie er in Argentinien in vielen Familien täglich anzutreffen ist. Doch wie erstaunt war der Gast als er hörte, dass die Familie mit 8 Kindern sich in den letzten Jahren ein schönes neues Haus gebaut hatte.
Weiteres Interesse bekundete der Gast für die Situation beim Eintritt der Landwirte in die LPG, er wollte wissen, was heute die ehemaligen Besitzer der größeren Höfe machen. Da wurden ihn auch einige vorgestellt, die nun in der LPG verantwortungsvolle Posten begleiten, mit Staunen nahm er zur Kenntnis, dass Söhne dieser Bauern promoviert haben und heute in der Landwirtschaft leitende Funktionen haben. Interesse zeigte er auch für die rege Tätigkeit der Trachtengruppe, deren Traditionspflege er lobte.
Es gibt sehr viel Ungeziefer, besonders viele Blattläuse.
12. Juli: Beginn der Erdbeerernte, gleichzeitig wurden die ersten neuen Kartoffeln verkauft. Die LPG hatte eine neue Variante ausprobiert, Folienbahnen wurden jeweils über einige Reihen Kartoffeln gedeckt, dadurch wurde eine Verfrühung der Ernte erreicht. Die LPG hatte 1984 für 800000,-Mark Rationalisierungsmittel gebaut, für 15999,- Mark mehr als im Vorjahr. Im Betrieb wird durch die Lehrlinge ein MMM-Objekt "Schlanke Spindel" erarbeitet. Ein durch die Literatur schon bekannter Baumtyp soll in diesem MMM-Vorhaben für unsere Standorte praxisreif entwickelt werden. Ein schlanker Baum mit nur kurzen Gerüstästen, der durch sinnvollen Fruchtastumtrieb viel Früchte trägt, mehr Bäume je ha als bisher.
Wieder einmal Rosenfest. Die LPG veranstaltete Ende August wieder das bekannte Rosenfest. Der Festplatz ist vor der Verkaufsstelle der LPG auf "Der Burg". Für Mittagessen aus der Goulaschkanone, Musik und Unterhaltung wurde gesorgt.
Die LPG setzte den "Hut" für eine gute Sache auf.
Die Gastronomie ist im Ort ein Sorgenkind. Im "Vogteier Hof" entfaltet der Inhaber wenig Initiative. Im Gasthaus "Zur Guten Quelle“ ist der Saal zu klein geraten, die hygienischen Einrichtungen sind unmöglich, auch sonst fehlt manches niveauvolle für einen Ort von beinah 3000 Einwohnern. Es soll an der Stelle der jetzigen Stelle eine neue moderne Gaststätte entstehen. Das Gasthaus war sehr viele Jahre im Besitz der Familie Steinbrecher. Die Gemeinde kauft das Objekt ab, danach beginnen die Baumaßnahmen. Die LPG will für dieses Bauvorhaben 800000.- Mark zuschießen.
Pläne der LPG, 1985 will man in der LPG je ha 26 Tonnen Äpfel ernten, die Zielstellung von 14 Tonnen Erdbeeren je ha ist besonders groß, das ist DDR - weit eine Spitzenernte. Man muss einschätzen, dass die LPG einen sehr guten Stamm gut geschulter Kader hat, die manches unmöglich erscheinende in die Tat umsetzen.
Als Gast des Rates Bezirkes war der Gen. Brauner von der Abtl. Landwirtschaft anwesend, er hielt ein beeindruckendes Referat über die Spitzenleistungen der LPG "Thomas Müntzer".
In Niederdorla wurde im November die Oxidationsanlage für Abwasser der Bestimmung übergeben. Die LPG war auch hier Investhauptauftraggeber. Wenn die Anlage voll läuft, braucht man in Oberdorla und Niederdorla keine Klärgrube mehr.
Das Jahr 1985
Nationalpreis der DDR III. Klasse für Wissenschaft und Technik. Das Kollektiv der Genossenschaftsbauern der LPG "Thomas Müntzer" erhielt diese Auszeichnung am Tage der Republik 7. Oktober. Zu diesem Kollektiv der Kooperation Mühlhausen gehören, Dr. sc. Erich Arandt, Wilhelm Klinge, Erika Lehnert, Winfried Skambrax, Eberhardt Weißenborn, Fritz Herwig.
Einiges über den Obstbau und den Baumschulbereich der LPG "Thomas Müntzer" Mühlhausen–Vogtei:
Durch die Abteilung Meristemvermehrung der Baumschule wurden in diesem Jahr die ersten Kirschmeristeme gezogen. Die im Frühjahr angezogenen Meristeme waren am 15. Juni ca. 30 cm hoch. Das sind die ersten Kirschmeristeme. Begonnen hat der Betrieb mit der Anzucht von Erdbeermeristemen, von denen jetzt die ersten schon auspflanzfähig sind. Durch die Meristeme (teilungsfähiges Bildungsgewebe) will man Pflanzen anziehen, die nicht von Viren oder Mykoplasmen befallen sind. Ferner will man aus den leistungsfähigsten Ausgangspflanzen große Partien einheitlichen und leistungsfähiger Pflanzen schaffen. Zur Meristemgewinnung werden die jungen Spitzen der Ausgangspflanzen mit Silberchlorid , Alkohol oder anderen geeigneten Reinigungsmitteln gereinigt. Diese Teile werden zerschnitten, je kleiner die einzelnen Ausgangsstückchen sind, um so sicherer ist die Gewähr, dass keine Krankheitskeime mit übertragen werden. Nach der Aufzucht unter sterilen Bedingungen auf Agar-Agar, eine Gelatine aus Meeresalgen trop. Länder, kommen die Jungpflanzen in 8 eckige Töpfchen mit sterilem Sand, Nährstofflösung und zusätzlichen Hormonen in flache Folientunnel. Das ist die Multiplikationsphase, in der aus einer Ausgangszelle Millionen neuer Zellen gebildet werden, die Pflanze wächst. Danach kommt die Abhärtungsphase, schließlich wird die Jungpflanze veredelt und kommt in die Anlagen.
Die LPG gewinnt gegenwärtig von Erdbeerenmeristemen Ableger. Man will versuchen Sauerkirschen durch Meristemvermehrung aufzuziehen und sie ohne Unterlagen zu pflanzen. Also Schattenmorelle auf eigener Wurzel. Die Meristemvermehrung wird vom Institut für Obstzüchtung in Dresden Pillnitz angeleitet. Die LPG "Thomas Müntzer" ist der einzige Betrieb der DDR in der die Meristemvermehrung erprobt und betrieben wird.
In der Baumschule der LPG werden auf herkömmlicher Basis jährlich angezogen:
500.000 Stück Rosen
400.000 "Ziergehölze
600.000 "Obstbäume
80.000 "Rosen werden jährlich nach Schweden exportiert
40.000 "Koniferen und
200.000 "Laubgehölzer werden auf der Stellfläche auf der Burg angezogen.
Danach werden noch:
30.000 Stück Topfrosen und
25.000 "Wein produziert.
Die Ertragsanlagen:
950 haApfel
35 "Birnen
180 "Kirschen (sauer)
40 "Süßkirschen
35 "Pflaumen
40 "Erdbeeren
3 "Himbeeren
Versuchsweise wurde 1985 eine Apfelanlage gepflanzt, in der die Äpfel in jeder Richtung 1,50 m auseinander stehen. 1616 Reihen quer und 16 Reihen längs, ergeben ein quadratisches Quartier von 24m. Man erwartet hohe Erträge, erstes Versuchsquartier dieser Art in der DDR.
Letzter Sonntag im August, wieder Rosenfest der LPG "Thomas Müntzer".
Juli: Lange befürchtet, nun doch eingetroffen, der Feuerbrand. Eine Krankheit, die in Polen und in der BRD große Schäden angerichtet hat. Vor 10 Jahren mussten beim ersten Auftreten ganze Anlagen umgelegt werden. Beim Auftreten in unserer Flur mussten die Hauptüberträger beseitigt werden, an der Spitze der Weißdorn. Birnen mussten ebenfalls vernichtet werden, wenn sie befallen waren. Bei Äpfeln genügte das Beschneiden oder Abschneiden befallener Äste.
Mitte Oktober: Großer Andrang beim Gehölzverkauf in der Verkaufsstelle der LPG.
Das Jahr 1986
31. August: Das Rosenfest fand wieder statt. Dieses Fest ist nun in Oberdorla schon Tradition geworden.
Die LPG "Thomas Müntzer" hat im Spätsommer und Herbst die Straße nach Weidensee neu gebaut. Die Straße erhielt eine neue Wasserdecke, auf dem Untergrund eine angewalzte Schicht aus Splitt. Auf diese Schicht soll im nächsten Jahr eine Betondecke kommen. Der Zustand der Feldwege ist schlecht, die Traktoren fahren viel in Grund und Boden. So wird wohl auch mancher Hauptweg befestigt werden müssen. Es ist verständlich, dass die Wege nicht mehr so gepflegt aussehen können, wie es vor 50 Jahren war. Doch eine große Schuld kommt auf das Konto einiger verantwortungslos handelnder Bürger. Da türmen sich Holzhaufen vom Baumschnitt in einigen Wegen, andere fahren Schutt oder Kohlenabrieb in die Feldwege. Bedauerlich ist auch die Disziplin manches Traktoristen bzw. Kleintraktor - Besitzers. Da wird einfach in die Wege hinein gepflügt, manchmal einen Meter. Im Kornweg z. Bsp. bleichten die Anwohner früher ihre Wäsche. Heute liegt der Weg voller Steine, voller Erdklumpen die beim Pflügen in den Weg gezogen wurden. Früher gab es einen Flurschütz, der täglich die Flur kontrollierte. Da wurde Disziplin gehalten, jedes kleine Vergehen wurde bestraft.
Das Jahr 1987
Die Getreideernte brachte gute Erträge, obwohl bei uns sonst die "Körnerjahre" in trockenen Jahren zu erwarten sind.
Die Obsternte fiel schlecht aus, wenigstens in den Hausgärten. In den Plantagen der LPG gab es durch die intensive Pflege, bei einigen Sorten gute Ergebnisse.
Die LPG "Thomas Müntzer" bewirtschaftet zur Zeit 1% der Nutzfläche des Bezirkes Erfurt, liefert aber 1,2% dessen Getreideproduktion; das sind zur Zeit 1300t Getreide.
Im Gartenbau :18% des Gemüseaufkommens des Bezirkes
14% des Obstaufkommens
35% des Obst und Gemüseaufkommens wird von unserer LPG verarbeitet.
- Zur Zeit werden im Jahr 1 Millionen Edelnelken produziert, diese Menge soll verdoppelt werden.
- Die LPG ist der Leitbetrieb für die Baumschulproduktion der DDR.
- 2500dt Erdbeeren werden jährlich produziert, verlangt wird eine Erweiterung der Fläche zur Produktion von 500dt (das ist eine Arbeitskräftefrage)
- 1988 kommen vom Betrieb 500000 Stück Salat auf den Markt.
- Gegenwärtig bringt der Betrieb 160 Millionen Mark Bruttoproduktion von den 6000ha.
- Das "Haus der Vogtei" wird am 6. Mai 1988 der Bevölkerung zur Nutzung übergeben, es kostet rund 2 Millionen Mark.
- 2 Millionen kostete auch die Anlage Oxitationsteich bei Niederdorla.
- Zur Humusversorgung wurden vom Betrieb 30000m2 Kompost hergestellt.
- Die Schlaggröße beträgt im Durchschnitt 20ha, das ist zu wenig.
Schüler der Oberdorlaer Oberschule unterstützen den Betrieb der LPG mit jährlich 8000 Arbeitsstunden.
Aufzeichung von Paul Karmrodt
Heimat- und Trachtenverein Oberdorla H. W. Schuhmann